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25. Februar 2009 3 25 /02 /Februar /2009 22:13
Am Samstagmorgen hatte ich, wie bereits die Woche zuvor, den Französischkurs extra für Erasmus-Studierende. Da wir nur vier Studenten/innen in der Klasse sind, konnten wir relativ rasch Bekanntschaft schliessen. So haben wir uns nach dem Kurs dazu entschlossen, alle zusammen an den Karneval von Binche zu fahren. Obwohl Binche nicht weit von Namur entfernt liegt, mussten wir eine Zugfahrt von fast zwei Stunden auf uns nehmen, denn es gab keine direkten Verbindungen und so mussten wir einen grossen Umweg über Brüssel machen. Zu fünft (es kam noch eine Kollegin von Namur mit) war die Zugfahrt sehr kurzweilig und wir amüsierten uns prächtig. Wir unterhielten uns mit einem Gemisch aus Deutsch, Französisch und Englisch. Dies nimmt mein Denkorgan oft völlig auseinander. Es ist sehr anstrengend, in drei Sprachen gleichzeitig zu denken, wovon keine wirklich meine Muttersprache ist. In Binche angekommen, hatten wir nur der riesigen Menschenmenge zu folgen, um direkt zur Feier zu gelangen. Der grosse Stadtplatz und eine grosse angrenzende Strasse waren voll gestopft von „Fasnächtlern“, es herrschte ein buntes Treiben. Bereits ganz zu beginn, fiel uns auf, dass sehr viele Leute gelbe Blumen angesteckt hatten und man diese auch an mehreren Ständen kaufen konnte. Uns interessierte sehr, was diese Blumen auf sich hatten und fanden heraus, dass sie etwas mit einem Krieg zu tun haben mussten und das Licht zurückbringen sollten. Dies scheint mir eine schöne Tradition zu sein, wenn nur nicht die Blumen dermassen überteuert gewesen wären. Um uns nach langer Zeit draussen wieder aufzuwärmen, besuchten wir das Maskenmuseum von Binche. Dies war sehr interessant aufgemacht und zeigte die Fasnachtstraditionen rund um den Globus auf. Es waren sehr schöne Masken und Kostüme aus aller Welt ausgestellt und die dahinter stehenden Traditionen wurden eingehend erläutert, wenn auch auf Französisch. Zu beginn des Besuches waren wir jedoch etwas erstaunt, da sich die Ausstellung sehr um das Thema der Sexualität in Bezug auf den Karneval bezog. Dies scheint jedoch in vielen Ländern ein wirklich sehr zentraler Punkt des Karnevals zu sein. Nach dem Museumsbesuch und vor dem angekündigten Umzug, blieb uns noch genügend Zeit, um uns die gut erhaltene Stadtmauer von Binche anzuschauen und eine kleine Stadttour zu machen. Der auf die Besichtigung folgende Umzug war etwas enttäuschend und kann mit dem von Bern auf keine Weise mithalten. Es war mehr ein gemischter Haufen aus verkleideten und nicht verkleideten Leuten, die mit einer ganzen Stunde Verspätung durch die Strassen gezogen sind. Müde und etwas enttäuscht, nahmen wir den voll gestopften Zug nach Namur. In Namur angekommen, ging es nahtlos weiter an eine Abschiedsfeier zweier Spanier, die nach Hause zurückkehrten. Völlig erledigt schlüpfte ich nach der Feier ins Bett und genoss das Ausschlafen am nächsten Morgen. Anschliessend stand das Abenteuer Friseur auf dem Programm. Ich war mir nicht so sicher, ob sie mir wirklich die gewünschte Frisur verpassen würde. Jedoch hat es bis auf einige Details sehr gut geklappt. Am Dienstag ging es nochmals Richtung Binche und diesmal wurde es auch richtig „fätzig“! Die traditionell verkleideten Gilles veranstalteten einen grossen Umzug und warfen mit Orangen in die Menge. Der Umzug begann jedoch, wie bereits der letzte, mit einer relativ grossen Verspätung, dauerte jedoch ungefähr zwei Stunden. Es machte einen riesigen Spass die Orangen zu fangen zu versuchen und sich vor nicht allzu seltenen sehr harten Schüssen schützen. Viele Orangen die gegen die Fassaden der Häuser prallten, wurden regelrecht zerschmettert. Die Einwohner von Binche wussten wohl genau, wieso sie ihre Fenster mit Gittern und Holzbrettern schützten. Wenn die Gilles ein nicht verbarrikadiertes Fenster entdeckten, stand dies solange unter Beschuss, bis jemand kam und die Fensterläden schloss. Bei so einer Aktion regnete es regelrecht Orangensaft von den Fassaden. Am Ende des Umzuges hatte ich einen ganzen Plastiksack voller Orangen gesammelt, welche es jetzt zu essen gilt. Auch wenn der Zug bereits bei der Rückkehr am Sonntag voll gestopft war, war dies nicht gegen die Menschenmenge im Zug an Dienstag. Man konnte sich im Zug fast nicht mehr wenden und das Aussteigen am richtigen Bahnhof war eine Kunst. Umgefallen ist auf alle Fälle niemand.
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